| Wie alles begann...
quattro Antrieb im Rallyesport
Die Ergebnisse der Rallye-WM 1981 - 1986:
In einem Interview mit Motoring News beschrieb Hannu Mikkola 1981 den Quattro folgendermaßen: "Quattro fahren ist der effektivste Weg sich auf losem Untergrunde fortzubewegen, den die Technik je erfunden hat".
RALLYE FAHREN EINST
Schon bevor Audi den Quattro in Genf 1980 vorstellte, hatten Pläne bestanden, ihn in der Rallye - Weltmeisterschaft einzusetzen. Allerdings gab es da ein Problem - der Allradantrieb war verboten! 1979 konnten allerdings zwei Range Rover an der Rallye Elfenbeinküste teilnehmen, weil die FISA den Vorschlag des deutschen Motorsportverbandes angenommen hatte, dass es keinen wirklichen Grund gab, den Allradantrieb zu verbieten. Ein Glücksfall für Audi.
Vor 1981 war die Szene der Rallye Weltmeisterschaft überschaubar und vorhersagbar. Das Siegesrezept war ziemlich einfach: man setzte ein möglichst leichtes Auto mit einem möglichst starkem Heck- oder Mittelmotor ein; Turboaufladung war noch unbekannt. Diese Fahrzeuge wurden auf den Schotterprüfungen von ihren Fahrern - die das wirklich zu genießen schienen - mit Energie quergetrieben. Natürlich hatte man auch schon früher über Allradantrieb nachgedacht, diese Idee aber wieder verworfen: er galt als zu schwer, zu kompliziert und würde zuviel Leistung verbrauchen, um das zusätzliche Gewicht zu bewegen.
Der Quattro war nicht das erste Auto mit Turbolader in der Rallye-Weltmeisterschaft; 1979 hatte Saab den 99 Turbo an den Start gebracht. Stig Blomqvist feierte bei der Schwedenrallye den ersten Sieg in einem Weltmeisterschaftslauf mit einem Turbo.
1981
Von Beginn an feierten die Quattro Piloten Siege. Der erste war der bei der Jänner- Rallye in Österreich, einem Europameisterschaftslauf. Franz Wittmann feierte einen überlegenen Einstandssieg - den ersten von vielen - mit 21 Minuten Vorsprung auf den Zweitplazierten. Die Fahrer des Audi- Werksteams waren 1981 der Finne Hannu Mikkola und die Französin Michèle Mouton, die Beifahrer waren Arne Hertz und Annie Arrii. Audi hatte versucht, Walter Röhrl, den Rallye- Weltmeister von 1980 zu engagieren, aber er war schon von Mercedes verpflichtet worden. Der erste Weltmeisterschaftslauf war die Rallye Monte Carlo. Diese berühmteste aller Rallyes zu gewinnen, davon träumen natürlich viele. Für Audi blieb es vorerst dabei: Mouton schied schon bei der Anfahrt von Paris nach Monaco durch verschmutzten Treibstoff aus. Mikkola flog in der siebenten Sonderprüfung von der Straße, weil er vom Bremspedal abrutschte. Aber bis dahin hatte Mikkola im Schnitt pro Sonderprüfung einen Vorsprung von einer Minute herausgefahren. Trotz des bemühten Spotts der Rallyeszene war klar: die Zeichen der Zeit waren nicht mehr zu übersehen.
Bei der Schwedenrallye passierten Mikkola keine solchen Missgeschicke wie in Monaco und er siegte mit zwei Minuten Vorsprung auf Arrii Vatanen (Ford Escort). Bei der dritten Rallye erreichte auch Michèle Mouton den vierten Platz und damit Weltmeisterschaftspunkte. Dabei ersetzte die Italienerin Fabrizia Pons Moutons Stammbeifahrerin Annie Arrii, die anderweitige Verpflichtungen hatte. Pons und Mouton bildeten in der Folge ein erfolgreiches Gespann für Audi.
Bei der Acropolis Rallye in Griechenland lag Mikkola wieder in Führung, bis er und Mouton nach einem Protest gegen ihre Audis disqualifiziert wurden (zwei der Doppelscheinwerfer waren ausgebaut und die Öffnungen als Lufteinlässe verwendet worden). Das gleiche Schicksal erlitt Franz Wittmann. Audi hatte zu dieser Notmaßnahme gegriffen, weil die Turbo aufgeladenen Motoren der Quattros schon unter normalen Umständen heiß wurden und unter der griechischen Hitze natürlich besonders litten. Als Nachspiel musste Walter Treser, der Teammanager von Audi, zurücktreten, seine Stelle nahm Roland Gumpert ein.
Überhaupt war die mangelnde Zuverlässigkeit der Quattros in dieser Phase eine ständige Sorge für das Team. Die Fahrer waren zunehmend davon frustriert ihre Konkurrenten regelrecht zu verblassen und dann wegen irgendwelcher technischen Defekte auszuscheiden. Besonders die Nockenwellen und die Benzineinspritzung erwiesen sich als Schwachpunkte. Mit der Rallye San Remo wendete sich das Blatt. Michèle Mouton feierte einen historischen Sieg - sie gewann als erste Frau überhaupt einen Lauf zur Rallye- Weltmeisterschaft. Bis jetzt ist sie die einzige, der diese Leistung gelungen war. Mikkola wurde vierter.
Wie bei jedem neuen Auto hatte auch der Quattro Kinderkrankheiten gezeigt. Die Resultate bewiesen aber, dass Audi ein großer Wurf gelungen war. In der Gesamtwertung der Weltmeisterschaft belegte Audi den fünften Platz. Der Konkurrenz war klar, dass es nicht dabei bleiben würde.
1982 Mit den Erfahrungen, die man 1981 gemacht hatte, überrollte der Quattro 1982 buchstäblich die Konkurrenz. Stig Blomqvist verstärkte das Werksteam neben Mikkola und Mouton. Gemeinsam gewannen sie sieben von insgesamt elf Läufen. Blomqvist siegte in Schweden, Mouton in Portugal, Brasilien und bei der Acropolis Rallye. Mikkola gewann die 1000- Seen- Rallye. Dort wurde Blomqvist zweiter und siegte in San Remo. Mikkola beendete das Jahr mit einem weiteren Sieg bei der Lombard RAC Rallye, Mouton wurde zweite. So war es keine Überraschung, dass Audi die Markenwertung der Rallye Weltmeisterschaft mit zwölf Punkten Vorsprung gewann. Michèle Mouton belegte ganz knapp den zweiten Platz in der Fahrerwertung. Während der Saison 1982 spielten die Reifen bei den Erfolgen des Quattro eine zunehmend große Rolle. So gewann Blomqvist die Rallye San Remo auf Pirelli Reifen, obwohl sein Quattro Aufkleber von Kleber zierten.
1983 In dieser Saison feierte Audi durchschlagende Erfolge sowohl in der Rallye Weltmeisterschaft als auch in der englischen Meisterschaft. Hannu Mikkola wurde Weltmeister, dabei gewann er in Schweden, Portugal, Argentinien und die 1000- Seen- Rallye in Finnland. Sein Punktekonto stocke er durch zweite Plätze bei der RAC Rallye und der Safari auf. Zwar gelang es ihm nicht, die Lombard RAC Rallye zum dritten Mal hintereinander zu gewinnen, trotzdem stand mit Stig Blomqvist ein Quattro- Pilot ganz oben auf dem Siegerpodest. Allerdings belegte Audi in der Markenweltmeisterschaft nur den zweiten Platz, der Titel ging an Lancia. Die Italiener setzten auf ihre jahrelange Erfahrung. So gelang es ihnen, mit einem längst überholten Hecktriebler den Titel an Land zu ziehen. Eine bewundernswerte Leistung.
1984 Nach vier Saison's schaffte Audi endlich das Doppel - die Markenweltmeisterschaft und mit Stig Blomqvist den Fahrertitel. Blomqvist siegte in Schweden, Griechenland, Neuseeland, Argentinien und der Elfenbeinküste Hannu Mikkola in Portugal. Walter Röhrl gewann eindrucksvoll seine erste Rallye für Audi, die Monte Carlo Rallye. In der englischen Meisterschaft siegte Mikkola bei der National Breakdown, der Welsh und der Scottish Rallye. Nachdem Audi 1981 die Allrad Revolution eingeleitet hatte, wurde die Konkurrenz 1984 zunehmend härter. Auf den Rallye- Pisten tauchten Spezialentwicklungen auf, die nur mehr entfernte Ähnlichkeit mit ihren Straßen Pendants hatten. Der erste dieser Gattung war der Peugeot 205 T l6. Jörg Bensinger sagte bei seinem Anblick: "Audi hat mit einem Produktionswagen die Überlegenheit des Allradantriebs im Motorsport bewiesen. Nun kommt die Konkurrenz mit reinrassigen Rennautos. Wir müssen darüber nachdenken ob wir mit so einem Konzept weitere Erfolge feiern wollen."
Es musste etwas geschehen und es geschah etwas. Ende des Jahres tauchte der geradezu skurrile Audi Sport Quattro mit seinem extrem kurzen Radstand zum ersten Mal am Start einer Rallye auf, nachdem er am Frankfurter Automobilsalon 1983 vorgestellt worden war. Obwohl er offensichtlich vom Quattro abstammte, war er doch sofort als eigenständig zu erkennen - war er doch in der Mitte um 32 Zentimeter kürzer!
Das straßentaugliche Homologationsmodell leistete 306 PS, die Rallye- Version brachte es auf 450 PS. Diese Leistung nahm in der Folge bis zum Ausstieg von Audi aus dem Rallye Zirkus noch signifikant zu. Der kräftige Zwanzigventilmotor hatte einen Querstrom-Zylinderkopf aus Aluminium mit zwei oben liegenden Nockenwellen (DOHC). Er war der Vorgänger der Zwanzigventiler, die ab 1989 auch in den Straßenautos erhältlich waren.
Der leichtere und kürzere Sport war ein Versuch, den Quattro wendiger zu machen, allerdings warf er ganz neue Handling-Probleme auf. Walter Röhrl war ein offenherziger Kritiker seines launischen Fahrverhaltens, besonders nach einem spektakulären Abflug bei der San Remo Rallye. Während des Jahres beschloss Audi, sich in der Rallye Weltmeisterschaft nicht einzig auf den Sport zu verlassen, sondern auch den Quattro A2 mit langem Radstand weiterhin einzusetzen.
Es ist eine kleine Ironie des Schicksals daß die erste Zielankunft des Sport ein Sieg bei der Rallye Elfenbeinküste war. Mit diesem Sieg sicherte sich Stig Blomqvist die Fahrerweltmeisterschaft. Außerdem avancierte Audi zur erfolgreichsten Marke in der Geschichte der Rallye Weltmeisterschaft: mit 22 Siegen überholte man Ford und Lancia, die beide schon viel länger im Geschäft waren. Michèle Mouton wurde auf einem Sport vierte bei der Lombard RAC Rallye.
1985 Der Sport Quattro bestritt seine erste volle Rallye Saison, die Zeichen der Zeit hatten sich aber gegen Audi gewendet. Die reinrassigen Renn- Rallye- Autos der Konkurrenz waren, trotz aller Weiterentwicklung, dem Sport, der ja nach wie vor von einem Straßenwagen abstammte, überlegen. Aber so leicht ließen sich die Techniker von Audi nicht entmutigen. Unter voller Ausnutzung der Regeln wurde der Sport mit Flügeln und Spoilern versehen und hieß dann Evolution 2. Diese verliehen ihm ausreichend Abtrieb (um so notwendiger, als die Leistung nun auf über 500 PS gestiegen war) sowohl bei hohen Geschwindigkeiten als auch in Kurven. In dieser Form debütierte der Sport bei der 1000-Seen-Rallye wo Stig Blomqvist den zweiten Platz belegte. Walter Röhrl feierte bei der San Remo den einzigen Sieg des Sport in diesem Jahr.
1986 Die Monte Carlo Rallye war der letzte Weltmeisterschaftslauf für den Sport Quattro. Eine unvorhergesehene Änderung des Regelwerks bedeutete das Ende der Superautos der Gruppe B, die Zukunft gehörte den Produktionswagen der Gruppe A. Die Leistung der Rallye- Monster war über jedes Maß gestiegen und selbst die besten Rallye Piloten der Welt hatten Mühe, sie unter Kontrolle zu halten. Bei vielen Rallyes bevölkerten die Fans die Strecken und brachten sich erst kurz vor dem herabsausenden Boliden in Sicherheit. Auf der ersten Sonderprüfung der Portugal Rallye kam Joaquim Santos mit seinem Ford RS 200 von der Strecke ab, vier Zuschauer wurden getötet. Diese Tragödie erschütterte die Rallye-Welt, um so mehr, als es bei der Safari- Rallye zu einem ähnlichen Unfall kam. Dort starb ein Zuschauer bei einem Unfall eines von Kenneth Erikson gefahrenen Golf. Aber erst nach einem weiteren tragischen Unfall zogen die Motorsportbehörden Konsequenzen.
Bei der Korsika-Rallye kamen Henri Toivonen und sein Beifahrer, der Amerikaner Sergio Cresto ums Leben, als ihr Lancia S 4 von der Straße flog und in Flammen aufging. Bislang war es noch nie vorgekommen, dass die Sicherheitstanks der Rallye- Autos geleckt hatten, Feuer waren praktisch unbekannt. Hannu Mikkola sagte: "Seit es die Sicherheitstanks gibt, hat es praktisch keine Feuer mehr gegeben. Ich selbst hatte bei Testfahrten mit Audi einen gewaltigen Unfall. Obwohl wir uns acht oder zehn mal überschlagen hatten, war kein einziger Tropfen Benzin ausgelaufen."
Audi Sport hatte sich schon nach dem ersten tödlichen Unfall in Portugal aus der Rallye-Weltmeisterschaft zurückgezogen. In fünf und einer halben Saison hatte Audi das Gesicht der Rallye- Weltmeisterschaft verändert. Der Quattro war von Anfang an ein großer Wurf gewesen. Jetzt am Ende der neunziger Jahre haben die meisten Autos der Rallye- Weltmeisterschaft Allradantrieb und Turbolader. Klingt ganz bekannt -nicht war?-
1987 Unter den neuen Regeln, die vor allem die Leistung beschnitten, ging Audi 1987 mit einem 200 Quattro an den Start, allerdings nicht mehr mit der gleichen Begeisterung wie früher. Bei der Mehrzahl der Rallyes ging man gar nicht mehr an den Start. Trotzdem gab es einen überraschenden Doppelsieg bei der Safari- Rallye, Mikkola vor Röhrl. Audi hatte in der Rallyeszene den Anschluss verloren und es bestand keine Aussicht, ohne immensen Geldaufwand die Erfolge von früher zu wiederholen. So beschloss man, sich nach neuen Betätigungsfeldern umzusehen.
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